25 Jahre Arche Samar


Anlässlich des diesjährigen 25-Jahre-Bestehens meiner Arche, die hoffentlich auch die letzten Tiere heil durch die Zeit bringen darf, werde ich regelmässig, auf Facebook und hier auf der Webseite, kurze Biographien einiger der Arche-Tiere (früherer und aktueller) posten. Dass auch die letzten 10 Tiere ihren Lebensabend geliebt und in Sicherheit erleben dürfen – hoffen wir von ganzem Herzen!



NOAH (05.12.2003 bis 13.05.2010)
Noah war „das Resultat einer nichtgeplanten Schwangerschaft“ des für die Arche bereits reservierten älteren Mutterschafs Flocke. Also wurde Noah bereits in der Arche, d.h. der 27köpfigen Schafherde, geboren. Eine Kastration erwies sich als schwierig, da sich die Hoden in der Bauchhöhle befanden. Tierarzt und ich entschieden uns dagegen und hofften, dass durch die Körperwärme Noahs Samen keine Folgen haben würden…. Gott sei Dank ging unsere Rechnung auf. Im ersten Sommer benahm er sich, ansonsten äusserst sanft und anhänglich, immer wieder ziemlich machohaft. Das führte zu zeitweisen Unruhen in der ganzen Herde; die anderen Tiere zankten plötzlich auch untereinander und mit Indianer (der grauen Eminenz im Feld). Die Rangordnung musste immer wieder mal geklärt werden (Indianer blieb Sieger) . Das ganze dauerte einige Wochen, danach fiel Noah gar nicht mehr auf und benahm sich wie seine kastrierten Kollegen. Eine besondere Nähe lebte er zu Pelzmanndli. Am 13.5.2010, nach tagelangen tierärztlichen Bemühungen um Besserung, musste Noah von schweren Magen-Darmproblemen erlöst werden.




INDIANDER (17.04.2002 bis 14.05.2009)
Im Frühling 2002 besuchte ich die Schafherde des Bauernhofs, auf welchem meine Tiere in Pension lebten. Ein schwarzes kleines Lammböckli benahm sich wie ein zutrauliches Hundeli und begleitete mich auf Schritt und Tritt. Als die inzwischen grösseren Lämmer später von den Müttern getrennt wurden und beide Gruppen einander zuriefen; als die ersten Lämmer zur Schlachtung abgeholt wurden – begann mein Um-sie-Kämpfen, das im Herbst des nächsten Jahres zur Übernahme aller Muttertiere und 14 Lämmern führte. Darunter war auch Indianer samt seiner Mutter „Schwalbenohr“. Obwohl wie alle anderen männlichen Tiere kastriert, schien er auf sehr unauffällige Weise der Chef der Herde zu sein. Dies änderte sich erst, als Noah im Jahr 2004 plötzlich anderer Meinnung war und wir während einigen Monaten ziemlich viel Unruhe hatten, bis die Tiere die Sache unter sich geklärt hattten. Indianer war nicht nur ein wunderschönes Tier mit seiner speziellen Wollfarbe, er behielt seine besonders intensive Zutraulichkeit lebenslang.




SELINA (geb. 06.06.2009) und EMILY (geb. 06.06.2009)
(Eigentlich auch die Fortsetzung der Biographie von Salomé und Rosa): Auf einem Nachbarhof hatte es eine kleine Gruppe Sanenziegen und Zwillinge, die zu kaufen waren und so erhielt Rosa nach dem Tod ihrer Mutter Salomé (sie war inzwischen eine 8jährige Ausgewachsene) Gesellschaft von zwei ziemlich durchgeknallten Schwestern. Es gab keinen Zaun, keine Tür und überhaupt nichts, was sonst immer gut diente, das die zwei, Selina (ohne Zötteli am Hals) und Emily (mit Zötteli), nicht überlistet hätten. Zu ihren Taten gehörte nicht nur das nächtliche Herumrennen auf einem Bauernhof, wo verschiedene Rindergruppen, Baugruben und anderes mehr gefährlich werden konnte. Ich traf sie auch mitten auf der Silage in einer Raufe an, rundherum massige Muniköpfe am Essen…. Dass Rosa nicht ebenfalls von ihnen zum Narren gehalten wurde, lag eventuell daran, dass sie im Gegensatz zu den Zwillingen behornt war und ihre Grenzen deutlicher zum Ausdruck bringen konnte. Selina und Emily, lebenslang an das Zusammenleben mit Schafen und Bezugsmensch gewöhnt, haben eine ganz enge, intensive Beziehung untereinander gelebt, so wie wir es ja auch von Menschen kennen. In der Weide gingen sie auch mal eigene Wege, beim Füttern wurde auch mal gestritten, aber ihre Ruhepausen fanden immer nah beieinander statt und geschlafen wurde Seite an Seite, all die Jahre. Im Winter 17/18 erkrankte Selina schwer, alle paar Tage kam der Tierarzt, kein Medikament half, wir standen vor einem Rätsel. Innert einer Woche war aus einem lebhaften gesunden Tier ein armseliges Häufchen Elend geworden mit schlimmen Hautentzündungen und Kraftlosigkeit. Selina musste am 4.4.2018 erlöst werden. Emily schien anfangs wie im Schockzustand und danach war während 3 Wochen unklar, ob sie diesen Verlust überleben würde. Sie reagierte auf die intensivierte Betreuung, auf jedes Mehr an Kontakt und Verwöhnung völlig passiv und ich dachte, sie werde ihrer Schwester nachsterben. Heute lebt Emily in Romont unter vielen Schafen und Ziegen und viel freier Natur und hat ihren Weg gefunden, mit dem Schicksal klarzukommen.




SERAPHINA (1997 – 20.12.1999)
Im Winter 1997 hockte unter einem Ladewagen auf vereistem Boden ein halbnacktes Huhn. Nachforschungen ergaben, dass es von Mithühnern wegen Wunden geplagt und über Nacht ins Freie gelassen wurde. Damit ein Fuchs „die Situation auf natürliche Art“ beenden würde. Ich holte das Tier unter dem Ladewagen hervor, brachte es in den Stall, wo ich ihm eine Art Separée einrichtete. Leider wurde es von Fridolin trotzdem getreten, als es herumspatzierte. Also Kauf eines Kaninchenstall-Abteils, das in leerstehendes Bienenhaus gebracht wurde und Kauf eines zweiten Huhns (Aida) als Freundin. Später kamen noch 3 weitere hinzu (für welche ein Hühnerstall auf Rädern gekauft wurde).
Das Bienenhaus stand in einer kleinen Weide, wo auch Kaninchen lebten. Im Sommer erfolgte die Fütterung draussen und es gab eine Vollversammlung, wenn die Kaninchen und viele kleine Vögel ebenfalls zum Essen kamen. Im Winter gab es das Essen im mit Strohballen warmgehalteenen Bienenhaus, die Kaninchen kamen natürlich ebenfalls und regelmässig auch einige kleine Mäuse, die auf Balken sassen und sich putzten.
Seraphina hatte ein Abendritual, bevor sie in Kaninchenstall-Abteil schlafen ging: Sie flog auf die noch offene Tür und sang eine wundervolle Melodie. Keines der anderen Hühner hat je solche Töne von sich gegeben. Es war ein Lied. Sie schenkte mir in ihrem kurzen Leben so viele wunderschöne Erlebnisse und ausgedrückte Individualität!
Im Spätherbst 1999 wurde sie krank und weder Spezialfutter, Tierarzt noch Medikamente konnten ihr helfen. Ihr Anblick zerriss einem das Herz. Am 20.12.1999 starb sie.
Ihre Stimme, ihr Lied und all die Bilder dieser knapp 2 Jahre sind auch 21 Jahre später nicht verblasst.




LILI (Geburt unbenkannt) und GIOIA (geb. 04.01.2002)
Am 4.1.2002, während nebenan Elvis geschöppelt wurde, gebar ein älteres Mutterschaf Drillinge, alle drei wurden wegen der Kälte in einen Platz im Kuhstall inkl. Wärmelampe gebracht. Ein Junges starb am nächstenTag, das zweite einen Tag später,. Das dritte Lamm überlebte; sie wurden von mir gekauft und bekamen die Namen Lili (Muttertier) und Gioia (Tochter) und lebten bis zum Tod Lili 9 Jahre später zusammen. Gioia begann erst nach etwa 2 Jahren längere Zeit jeweils auch in der Jugend-Gruppe zu verbringen.
Lili war ein sanftes und wunderschönes Tier und wurde später aufgrund ihres Charakters und ihres Alters die ideale temporäre Begleitung für Böckli „Ruffino“ nach dessen Unfall im Jahr 2009.
Am 28. November 2011 musste sie wegen Altersschwäche und grosser Mühe beim Aufstehen eingeschläfert werden.
Gioia war zu diesem Zeitpunkt bereits ein fester und doch unauffälliger Teil der Schafherde und fand so die nötige Geborgenheit.
Am 8. Juli 2016 musste auch sie eingeschläfert werden, da ihre Verdauungsprobleme nicht mehr behandelbar wurden. Sie wurde knapp 15 Jahre alt.




ROSETTA (11. September 2009 bis 20. Oktober 2020)
Geboren wurde Rosetta am 11. September 09 in Herzogenbuchsee. Sie wurde als tragendes Zuchttier nach Uettligen verkauft, wo sie am 2. Juli 10 einen Wurf gebar und infolge Krankheit auch grad wieder verlor.
Ich habe sie gekauft und als erste Freundesgruppe hatte sie Geronimo und Lucy. Sie war ein dünnes, ängstliches Tier und es dauerte etwas, bis die drei zusammenfanden. Im Juli 2011 büxte der Zuchteber des Pensions-Stalls aus und bedrohte in der Weide Geronimo, so dass ich ihn „zurückjagen“ musste. Was niemanden aufgefallen war: Er hatte bei seiner kurzen Vorstellung Rosetta geschwängert. Lucy war grad nicht rauschig. Rosetta musste in diesem Sommer zeitweise in den Stall gebracht werden, weil sie hitzeempfindlich war und zusätzlich eine Ballenverletzung bekam.
Am Morgen des 18. Novembers 2011 traf ich im Iglu einen schlafenden Geronimo rechts, eine schlafende Lucy links an und zwischen beiden eine Rosetta mit elf frischgeborenen Ferkeln…….
Rosetta wurde mit den Jungen in den Stall gebracht, wobei durch Aufregung oder Verletzungen am nächsten Tag von den elf Ferkeln nur noch drei am Leben waren. Die Überlebenden waren Tulpe und ihre Brüder Nüssli und Birke. Die vier bildeten nun eine Familie. Es gesellten sich David und Amelie hinzu und aussergewöhnlicherweise klappte auch diese Zusammenführung gut.
Am 1. Oktober 2012 schafften es der Zuchteber des Bauern mit einem frischgekauften kleinwüchsigen Kollegen erneut, auszubrechen und über Aussenteil bis ins Abteil von Rosettas Abteil zu den 6 dort wohnenden Tieren zu kommen. David kostete das das Leben (er erlitt, obwohl nur leicht verletzt, epileptische Anfälle). Und Tulpe sowie Amelie wurden schwanger…. Am 21. Januar 2013 gebar Tulpe zwei Ferkel, ein männliches und ein weibliches und 4 Tage später, am 25. Januar 2013 tat Amelie dasselbe. Beide Muttertiere mit ihren vier Jungtieren bildeten ab sofort eine neue, eigene Gruppe. Rosetta blieb mit ihren beiden Söhnen zusammen.
Im November 2013 verletzte sich Rosetta eine Hinterklaue im Auslauf so schlimm, dass sie unter Narkose versorgt und verbunden werden musste. Es dauerte Wochen, bis sie wieder gehen konnte und erst zwei Monate später getraute sie sich wieder in den Auslauf. Am 1. April 2014 zeigte sich, dass ihr Sohn Nüssli infolge Gelenkproblemen nicht mehr transportfähig war (Umzugstag aller Tiere von Uettligen nach Breitmaad) und er musste eingeschläfert werden. Rosetta und Nüssli waren jetzt eine Zweiergruppe. Im Sommer lebten sie draussen im Iglu, im Winter drinnen im Stall. Rosetta genoss es, in der Suhle zu liegen. Infolge ihres Alters und Körpergewicht mussten wir im Sommer 17 manchmal Hilfe leisten, damit sie wieder aus dem Pflotsch kam.
Von März 2019 bis zu ihrem Tod lebte Rosetta mit Birke in Hägendorf bei T. Und D. Moser, wo sie liebevoll betreut wurden. Rosetta hatte zunehmend Mühe mit Aufstehen. Am 20. Oktober 2020 wurde sie eingeschläfert.



RUFFINO (27. Dezember 2003 bis 07. September 2016)
Als im September 2003 die Schafmütter „offiziell“ in meine Arche übernommen wurden, waren zwei Tiere ungeplant schwanger. Ich kämpfte darum, sie „samt Bauchinhalt“ zu bekommen. Eine der Mütter war Mutter Aischa, die im Jahr zuvor Aischa geboren hatte.
Am 27. Dezember 2003 wurden die Zwillinge Ali Baba und Ruffino geboren. Ali Baba kam mit einem leicht verkrüppelten Hinterfuss zur Welt, was ihm aber zeitlebens keine Probleme machte. Ruffino war wie alle Kinder der Mutter Aischa tiefschwarz, die spätere Wolle hellbraun. Er war ein Schönling und er wusste es. Und er war zu Menschen von Anfang an sehr verschmust.
Im September 2009 erlitt er einen Rückenmarkinfarkt oder durch Sturz eine Rückenverletzung, die ihm das Gehen verunmöglichte. Er wurde separat gehalten, täglich umgelagert, mit Medikamenten versorgt und gegen Wundliegen gesalbt. Es dauerte mehr als einen langen Monat, bis er ganz langsam das Aufstehen und Gehen Schritt für Schritt wiedererlernen konnte. Und er schaffte es schliesslich, nachdem der Bauer begann, ihn täglich aufzuheben und eine Weile festzuhalten.
Danach lebte er als Erholungszeit mit dem alten Muttertier Lili zusammen und als er stabil genug war, nahm die Herde ihn problemlos wieder auf (auch Lilis Tochter „Gioia“ akzeptierte die Situation problemlos).
Ruffino hatte einen ebenso schönen Charakter wie sein Äusseres war und er beeindruckte damit viele Menschen. Im Herbst 2016 erkrankte er an Leukämie und musste am 7. 9.2016 nach Verschlimmerung euthanasiert werden. Er durfte 13 Jahre mit seinen Angehörigen in der Arche leben.



BLUME (30. November 2000 bis 15. Januar 2016)
Im Frühling 2001 lief plötzlich mitten in der grossen Charolais-Herde, in welcher auch meine Rinder waren, ein ganz kleines, geflecktes Tier mit. Es sah aus wie eine kleine Blume mitten unter riesigen weissen Elefanten. So kam Blume zu ihrem Namen „Blüemli“ und wie Hamra wuchs sie frei unter anderen Rinder auf.
Sie lebte später mit fast allen Arche-Rindern zusammen, und auch das Zusammensein mit den Charolais-Tieren des Hofs war kein Problem für sie. Ihr Charakter war so stark wie jener von Hamra, nur weniger machtbezogen.
Im Winter 2006 beobachtete ich ein tête-à-tête zwischen ihr und einem noch kleinen Charolais-Muneli, fand es nur lustig, da der Muni noch zu klein sei, um Nachwuchs zu zeugen. Im Frühling hatte Blume grosse Verdauungsprobleme und musste zweimal hospitalisiert werden. Man fand nicht heraus, was ihr fehlte. Auch nicht, dass sie schwanger war…
Das fiel uns später selber auf, als sie immer runder wurde. Am 19. Juni 2007 gebar sie eine wunderschöne, caramelfarbene Tochter, die leider tot zur Welt kam. Wir haben Blume den Stall freigehalten, damit sie Zeit für das Abschiednehmen hatte bis zum nächsten Tag und ich konnte im selben Haus übernachten. Bei den nächtlichen Besuchen sah ich sie regelmässig zum Kalb gehen, dieses ablecken und erst gegen Morgen berührte sie es nur noch kurz mit der Nase. Sie hiess ab diesem Tag „Blume“ und ihr Verhalten änderte sich, sie wurde irgendwie „unscheinbarer“.
Während der Anwesenheit von Ochse Brüeli in der Arche entwickelte sich eine tiefe Bindung zwischen den beiden und sie zog ihn allen anderen vor. Die Bindung war gegenseitig und es gab viele berührende Begegnungen der beiden.
Sein Weggang machte ihr schwer zu schaffen. Da ihr die anderen Arche-Rinder vertraut waren, schaffte sie auch diese Trennung. Am 15. Januar 2016 musste sie euthanasiert werden, weil ihr das Aufstehen immer schwerer fiel.



ELVIS (26. Januar 2001 bis 27. Februar 2018)
Am frühen kalten Morgen des 26. Januars 2001 stand ein wackliges Frischgeborenes im Schafstall und zitterte. Das in der Nähe stehende Muttertier, welches offenbar grad ein Junges geboren hatte, wollte von ihm nichts wissen. Wir haben nie herausgefunden, was der Grund war. Elvis wurde also ab sofort mehrmals täglich mit Schoppen ernährt, tröstete sich mit der Anwesenheit der ganzen Herde inklusive Vatertier, zu welchem er ein nahes Verhältnis aufbaute. Die ersten 3 Jahre „gehörte“ er jemand anderem und als er schliesslich der Arche übergeben wurde, war die Freude beidseits sehr gross.
Er war von ausgeprägt sanftem Charakter und besass gleichzeitig eine Ausstrahlung, welche nicht nur den Rest der ganzen Herde, sondern auch die 3 Ziegen ohne grosse Anstrengung in ihre Grenzen setzte. Es war sehr eindrücklich, zu erleben, wie Elvis ohne Laut oder spezielle Bewegungen, nur durch seine Ausstrahlung vor die Ziegen trat, falls nötig einen Kopfhieb mit gleichem beantwortete – und nie derjenige war, der sich entfernte.
Diese Dominanz wurde nur einmal für gewisse Zeit vom jungen Noah in Frage gestellt, was zur Folge hatte, dass unter der ganzen Herde grosse Unruhe und ständige Streitereien der männlichen, kastrierten Tiere herrschten. Soweit als Mensch beurteilbar, wurde das Ganze nach einiger Zeit mit einem Unentschieden geregelt. Ruhe kehrte heim, Elvis blieb die graue Eminenz und Noah ging seiner Wege.
Zu Menschen blieb Elvis lebenslang sehr zutraulich und zärtlich. Sein Äusseres schien auf ganz spezielle Weise von Vorfahren gemischt: Von der dunklen Mutter hatte er zwar die Hängeohren und das schmale Gesicht, die weisse Wolle passte weder zu Vater, noch zu Mutter. Elvis war das erste Schaf, das ich kaufen wollte, und er wurde das letzte Schaf der Arche.
Am 27.2.2018, inzwischen greisenhaft dünn und schwach geworden, wurde er eingeschläfert, als er nicht mehr selbstständig aufstehen konnte. Elvis durfte seine 17 Lebensjahre ohne Unfall oder Krankheit erleben.



HAMRA (17. Mai 1996 bis 26. Juli 2014)
Am 17. Mai 1996, als ich Sukun im „Ferienstall“ ausserorts besuchte, hörte ich die Stimme eines Kalbes. Es war weiblich, rot und vor einigen Stunden in der Weide geboren worden. Das Zwillingsgeschwister war verstorben. Die Mutter, Kander, eine gefleckte Milchkuh, stand wenige Meter entfernt….
Zwei Monate später, nicht mehr von Milch abhängig, konnte ich das Tier kaufen und zur inzwischen heimgeholten Sukun bringen, die es annahm wie ein eigenes Kalb. Ich taufte das Kalb, aufgrund seiner intensiv roten Farbe, Hamra.
Sie wuchs zwischen Sukun und Esther auf, nuckelte noch an den leeren Zitzen von Sukun, als sie bereits Hörner hatte. Hamra war von Anfang an ein sehr dominantes und wildes Wesen; 1,5 Jahre später waren die ständigen Rangordnungskämpfe zwischen ihr und Esther immer noch ungeklärt und Esther verletzte sich schwer. Hamra musste fremdplatziert werden, da sie lebenslang nie angebunden war, kam nur eine Freilandhaltung von Mutterkühen in der Nähe in Frage. Nach Esthers unerwartetem Tod, infolge eines Darmverschlusses, konnte sie zurückkehren und das Wiedersehen mit Sukun war ein berührendes Ereignis. Hamra. eine wunderschöne erwachsene Kuh mit hellen Hörnern und intensivem Rot im Fell, erlitt 2007 einen Kreuzbandriss hinten, wurde lange separiert und mit starken Schmerzmitteln behandelt, zeitweise lebten Ziege Salome und deren Tochter Rosa mit ihr im kleinen Weidli. Es war klar, dass ihr Weiterleben (Verhindern einer erneuten Verletzung) in der Herde nicht mehr möglich war und das Stierig-Werden medikamentös unterdrückt werden musste. Aufgrund ihrer tiefen Beziehung zu Sukun bekamen beide Kühe das entsprechende Medikament und lebten friedlich miteinander bis zu Sukuns Tod im Jahr 2009.
Die inzwischen 14 Jahre alte Hamra konnte mit Ochse Aldo eine neue Gemeinschaft bilden und hatte sowohl in den Ställen als auch Weiden immer Sicht- und Berührungskontakt mit den anderen Rindern der Arche. Vom Unfall her blieb ihr lediglich ein leichtes Hinken, ansonsten genoss sie ihr Leben und die neue Beziehung. Im Sommer 2014 wurde sie zusehends schwächer und hatte Mühe mit Aufstehen; am 26. Juli 2014 wurde sie in der Weide eingeschläfert. Hamra durfte 18 Jahre alt werden.



FRIDOLIN (April 1996 bis 05. April 2003)
Im Frühling 1996, als Hochzeitsgeschenk, für das niemand Verwendung hatte, wurde ein kleines Ferkel mit Namenszug „Fridolin“ über Rücken gemalt, dem Bauern abgegeben, der meine zwei Kühe und die Grunzens in Pension hatte. Es war ein sehr kleines Eberli und es hatte Durchfall. Im Stallabteil waren rundherum kleine Strohballen gelegt, so dass ich mich nach ersten sprachlichen Kontakten mal reinwagte und auf so eine Balle setzte. Frido kam nach kurzem Zögern bald ebenfalls aufs Stroh und nach einer Weile legte er sich wie eine Katze auf meine Beine…. Dieses Verhalten behielt er später auch in der Weide, bis seine Körperlänge die meiner ausgestreckten Beine überstieg und er immer wieder seitlich ins Gras plumpste.
Die Zusammenführung mit den Geschwistern Grunz und Grunzine verlief erstaunlich problemlos, trotz enormem Grössenunterschied. Grunzine ignorierte ihn zeitlebens, Grunz war freundlich. Ab ca. 3 Jahren begannen Fridos Augenlieder sich nach und nach zu senken, bis sie schliesslich die Augen ganz bedeckten. Aus ärztlicher Sicht tippte man auf die Folgeerscheinung einer Krankheit, die man vom Menschen her kennt. Er lernte sehr gut, mit dieser Behinderung zu leben und blieb ein fröhliches Tier.
Sein Sekunden-Herztod am 5. April 2003 bestätigte im Nachhinein die tierärztliche Vermutung. Frido war während seines ganzen 7jährigen Lebens ein sehr sanftes, zutrauliches und lebensfrohes Tier. Der Schock über seinen Tod versuchte ich zu mindern, indem ich seinen Körper verbrennen liess (was damals noch erlaubt war) und die Asche streute ich in der Weide zu abgetrennten Maispflanzen.